Dienstag 7.5.2019, 19:00 Uhr
Erst spät wurde der aus einer assimilierten Familie stammende Gustav Landauer sich seines Judentums tiefgehend bewusst. In der zu seiner Zeit heftig tobenden Debatte um die entstehende zionistische Bewegung betrachtete Landauer sein Judentum als einen Teil seiner vielfältigen Persönlichkeit, die ebenso durch seine süddeutsche Herkunft und die deutsche Kultur geprägt war. Er sprach sich dafür aus, keinen eigenen jüdischen Staat zu gründen, sondern sah den menschheitlichen Beruf des Judentums in der Erinnerung an die Perspektive einer vielfältigen Einheit ohne Staat. Als Siegfried Lehmann 1916 das „jüdische Volksheim“ in der heutigen Max-Beer-Straße 5 eröffnete, hielt Landauer die Eröffnungsrede und gehörte zu den Förderern dieses einmaligen Projekts, das praktische Sozialarbeit mit der Pflege und Entdeckung jüdischer Traditionen verband.
Beate Lehmann (forscht zum Volksheim) und Sebastian Kunze (forscht zu Landauer) geben eine Einführung in die Geschichte des Jüdischen Volksheims und erläutern Landauers Konzept einer inwendigen „Nachbargenossenschaft“, die nationalstaatliche Trennungen unterläuft.
Im Rahmen des Begleitprogramms zur Ausstellung „Die Anarchie ist das Leben der Menschen, die dem Joche entronnen sind.“ - Gustav Landauer in Berlin 1889-1917