Gustav Landauer wurde am 7. April 1870 in Karlsruhe geboren und studierte in Heidelberg, Straßburg und Berlin Philologie; nebenbei beschäftigte er sich vor allem mit Theater und Philosophie. Er war ein bedeutender Essayist, Übersetzer und „antipolitischer“ Politiker.
Bereits als Student politisierte Landauer sich zusehends und bewegte sich im Umfeld des Friedrichshagener Dichterkreises. Im Frühjahr 1891 trat er der Berliner „Freien Volksbühne“ bei, in der Kunst und Sozialismus eine innige Verbindung eingingen. Immer wieder setzte er sich nun für Autoren ein, die soziale Themen aufgriffen und nur geringe Chancen hatten, ihre Stücke auf die Bühne zu bringen. So wurde etwa Georg Kaiser entscheidend durch ihn gefördert. Das Theater blieb für Landauer zeitlebens ein wichtiger Bezugspunkt.
Durch den „Sozialistischen Bund“ und dessen Zeitschrift propagierte Landauer die sofort beginnende Verwirklichung eines freiheitlichen Sozialismus. Insbesondere seit 1911 stemmte er sich energisch dem heraufziehenden Weltkrieg entgegen. Durch seinen „Aufruf zum Sozialismus“ (1911) trug er wesentlich zur Politisierung der jüdischen Jugendbewegung bei.
Ab November 1918 war Landauer direkt beteiligt an der Revolution in Bayern. Am 2. Mai 1919 wurde er eines der prominentesten Opfer ihrer Niederschlagung durch Freikorps-Verbände und Reichswehr.
„Seht ihr ihn noch im Geiste, der Euch rief?
Das Auge dem Gewissen hingegeben,
und seiner Stimme Klang prophetisch tief,
sprach er von Frieden, Liebe, Freiheit, Leben
und rief zur Schönheit und zur Kunst die Schar,
zur Andacht und zu freudigem Genießen.
Die Borne alles Glückes aufzuschließen,
das war die Sehnsucht, die sein Leben war.
Ein Träumer also, der vom Guten schwärmte?
Der gern die helle Sonne scheinen sah?
Sich gern an ihren bunten Strahlen wärmte? …
O wartet noch, Musik und Poesie!
Noch ist der Geist des toten Freunds nicht nah –
Und wer ihn s o begreift, dem naht er nie.
Wohl mahnt er Euch: Macht Euch die Erde schön!
Wohl zeigt er Euch die Tempel auf den Höhn!
Doch mächtig scholl sein Ruf im Vorwärtsschreiten:
Wer Glück und Freiheit will, muß sie e r s t r e i t e n – –“
Erich Mühsam, Gustav Landauer. Zur Gedächtnisfeier in München am 2. Mai 1920 (Auszug)